Politikimpuls

Moleküle, Mittelmeer und Machbarkeit – was braucht es für eine europäische H2-Infrastruktur?

Das deutsche Wasser­stoff­kern­netz ist beschlossen und wird bereits gebaut. Die ersten Bagger sind an­gerollt, die ersten Leitungen werden für die Um­stellung von Erd­gas auf Wasser­stoff vorbereitet. Und mit dem Amortisations­konto zur Finanzierung des deutschen Kern­netzes ist Deutschland Vor­reiter in Europa. Das ist ein großer Erfolg. Dennoch dürfen wir uns jetzt nicht zurück­lehnen, denn um die nötigen Importe zu er­mög­lichen, müssen auch europa­weit Inves­ti­tionen in Wasser­stoff-Korridore ab­gesichert werden.

Damit die Energie­wende gelingt, brauchen wir eine zu­ver­lässige Ver­sorgung mit Wasser­stoff zu wett­bewerbs­fähigen Preisen. Importe aus Ländern in Europa können beides leisten: Sie bieten neben hervor­ragenden Erzeugungs­bedingungen auch politische und wirt­schaft­liche Stabilität genauso wie erprobte und verlässliche Zusammen­arbeit. Ein europaweites Wasser­stoff­netz bedeutet niedrigere Transport­kosten und macht Europa un­ab­hängiger von Energie­importen.

Auf der iberischen Halb­insel zum Beispiel sorgen Sonne und Wind für vergleichs­weise günstigen grünen Wasser­stoff im Über­schuss. Bis zu 75 % des deutschen Bedarfs könnten auf diesem Wege gedeckt werden. Nun müssen die Import­korridore gebaut bzw. um­gestellt und finanziert werden.

H2med, der mediterrane Korridor aus Südwesteuropa

Einer der wichtigsten Import­korridore für Wasser­stoff ist H2med mit zwei Millionen Tonnen Über­tragungs­kapazität pro Jahr. Der mediterrane Korridor soll über 2500 Kilometer Pipe­line­länge von Portugal und Spanien, durch Frankreich bis nach Medels­heim ins deutsche Kern­netz verlaufen. Gemeinsam mit der portugiesischen REN, der spanischen Enagas sowie Terega und NaTran (ehemals GRTgaz) aus Frankreich, entwickelt das Team von OGE diesen Korridor.

Um die bestehenden Netze in Portugal und Spanien zu verbinden, wird eine neue Leitung geplant, die CelZa von Celorico da Beira nach Zamora. Sie wird 248 Kilometer lang und soll mit bis zu 100 Bar Druck betrieben werden. Die neue Leitung BarMar soll rund 450 Kilometer durch das Mittel­meer von Barcelona nach Marseille verlaufen und das spanische mit dem französischen Netz verbinden. Sie wird mit bis zu 210 Bar Betriebs­druck Wasser­stoff trans­portieren. Anfang der 2030er Jahre soll der Bau des Korridors ab­ge­schlossen sein und der kommerzielle Betrieb starten. Für die beiden Pipe­lines CelZa und BarMar werden rund 2,5 Milliarden Euro bis dahin investiert worden sein, für die gesamte Wasser­stoff-Infra­struktur des Korridors werden es insgesamt 10,7 Milliarden Euro sein.

Da es sich um zentrale europäische Projekte handelt, wurden beide von der EU als Project of Common Interest (PCI, Projekt von ge­mein­samem Interesse) eingestuft und mit Mitteln aus dem EU-Förder­programm CEF (Connecting European Facility) gefördert.

Schon 2032 könnte der Korridor voll ausgelastet sein

Wie groß das Interesse der Wirt­schaft an H2med ist, hat sich bei einer un­ver­bind­lichen Markt­abfrage im November gezeigt. Knapp 170 Firmen haben sich mit mehr als 500 Projekten daran beteiligt. 2032 könnte schon die volle Kapazität von BarMar genutzt werden.

Damit das gelingt, soll eine Match Making Plattform Produzenten und Konsumenten ermöglichen, in Kontakt zu treten. Zudem haben sich derzeit 16 Unternehmen zu einer Allianz zusammen­geschlossen, um den H2med Korridor zu unterstützen, weitere Unter­nehmen können sich anschließen.


Das europäische Wasserstoff­netz braucht eine solide Finanzierung

Um H2med und andere geplante Import­korridore zu bauen, muss die Finanzierung der Import­korridore eine stabile Basis haben, damit wir bald zuverlässig Wasser­stoff beziehen können. Denn auch bei den Import­korridoren haben wir ein Henne-Ei-Problem: Es gibt viele interessierte Abnehmer und Produzenten für Wasser­stoff, die aber erst verbindliche Zusagen machen können, wenn sie Zeitplan und Kosten kennen. Die Infra­struktur­betreiber wiederum müssen für ihre Investitionen diese Zusagen die Transport­bedarfe von Produzenten und Verbrauchern kennen – in einem Markt, den es noch nicht gibt. Um das Henne-Ei-Problem zu lösen und den Wasser­stoff­hochlauf zügig voran­zu­bringen, brauchen die Gas­netz­betreiber eine frühe Absicherung ihrer Investitionen, um die Infra­struktur bauen und bereit­stellen zu können.

Laut einer Studie des Hydrogen Council ist die Quote der getroffenen FID in Europa mit 4 % der Projekte deutlich niedriger als in China (35 %) oder Nordamerika (15 %). Hier muss Europa aufholen und Investitionen absichern, um sie für den Markt attraktiv zu machen. In Deutschland geschieht das durch ein Amortisations­konto für die Infra­struktur und durch Förderungen für Produzenten und Verbraucher.

Das deutsche Amortisations­konto löst die beiden größten Probleme des Wasser­stoff­hoch­laufs: Die Wasser­stoff­netz­betreiber erhalten eine Zwischen­finanzierung, um das H2-Netz von Anfang an zu bezahlbaren Entgelten zur Verfügung stellen zu können. Die hohen Anfangs­investitionen können nicht auf die ersten Kunden umgelegt werden, weil die Netz­ent­gelte zu Beginn sonst extrem hoch wären. Ein Amortisations­konto sorgt dafür, dass die Kosten über viele Jahre gestreckt werden und bietet den Transport­kunden lang­fristige Verläss­lichkeit und Planungs­sicherheit.

Das zweite Problem ist die Ab­sicherung von Risiken für Investoren. Um Wasser­stoff nach Deutsch­land transportieren zu können, ist ein Invest von mehreren Milliarden Euro notwendig. Und das in einem Markt, der noch in der Ent­wicklung ist. Um das Ver­hältnis von Risiken und Ertrag für Investoren attraktiv zu gestalten, müssen die euro­päischen Inves­ti­tionen abgesichert sein, analog zum deutschen Amortisations­konto. Nur durch die Import­korridore, deren Finanzierung und deren Aus­lastungs­risiko staatlich ab­ge­sichert sind, kann das deutsche Kern­netz mit aus­reichend Wasser­stoff gefüllt werden. Die Politik muss sich also für eine Ab­sicherung der Inves­ti­tionen einsetzen, damit der Wasser­stoff­hoch­lauf gelingt.


Hindernisse bei der Finanzierung schnell beseitigen

Um H2med und andere geplante Import­korridore zu bauen, muss die Finanzierung der Import­korridore eine stabile Basis haben, damit wir bald zuverlässig Wasser­stoff beziehen können. Denn auch bei den Import­korridoren haben wir ein Henne-Ei-Problem: Es gibt viele interessierte Abnehmer und Produzenten für Wasser­stoff, die aber erst verbindliche Zusagen machen können, wenn sie Zeitplan und Kosten kennen. Die Infra­struktur­betreiber wiederum müssen für ihre Investitionen diese Zusagen die Transport­bedarfe von Produzenten und Verbrauchern kennen – in einem Markt, den es noch nicht gibt. Um das Henne-Ei-Problem zu lösen und den Wasser­stoff­hochlauf zügig voran­zu­bringen, brauchen die Gas­netz­betreiber eine frühe Absicherung ihrer Investitionen, um die Infra­struktur bauen und bereit­stellen zu können.

Laut einer Studie des Hydrogen Council ist die Quote der getroffenen FID in Europa mit 4 % der Projekte deutlich niedriger als in China (35 %) oder Nordamerika (15 %). Hier muss Europa aufholen und Investitionen absichern, um sie für den Markt attraktiv zu machen. In Deutschland geschieht das durch ein Amortisations­konto für die Infra­struktur und durch Förderungen für Produzenten und Verbraucher.

Das deutsche Amortisations­konto löst die beiden größten Probleme des Wasser­stoff­hoch­laufs: Die Wasser­stoff­netz­betreiber erhalten eine Zwischen­finanzierung, um das H2-Netz von Anfang an zu bezahlbaren Entgelten zur Verfügung stellen zu können. Die hohen Anfangs­investitionen können nicht auf die ersten Kunden umgelegt werden, weil die Netz­ent­gelte zu Beginn sonst extrem hoch wären. Ein Amortisations­konto sorgt dafür, dass die Kosten über viele Jahre gestreckt werden und bietet den Transport­kunden lang­fristige Verläss­lichkeit und Planungs­sicherheit.

Das zweite Problem ist die Ab­sicherung von Risiken für Investoren. Um Wasser­stoff nach Deutsch­land transportieren zu können, ist ein Invest von mehreren Milliarden Euro notwendig. Und das in einem Markt, der noch in der Ent­wicklung ist. Um das Ver­hältnis von Risiken und Ertrag für Investoren attraktiv zu gestalten, müssen die euro­päischen Inves­ti­tionen abgesichert sein, analog zum deutschen Amortisations­konto. Nur durch die Import­korridore, deren Finanzierung und deren Aus­lastungs­risiko staatlich ab­ge­sichert sind, kann das deutsche Kern­netz mit aus­reichend Wasser­stoff gefüllt werden. Die Politik muss sich also für eine Ab­sicherung der Inves­ti­tionen einsetzen, damit der Wasser­stoff­hoch­lauf gelingt.